Sonntag, 15. September 2013

Es ist nicht besser. Aber das kann es werden!

Liebe Gemeinde,

früher war ja alles besser, blabla...
Zumindest, wenn man den Erzählungen der Generation 50+ Glauben schenken kann, die ich mir seit geraumer Zeit anhören darf.
Da wird von traumhaften Wohnungen in bester Lage zu Schnäppchenpreisen erzählt. Hunde waren überall erlaubt, die Bäder waren neu, die Vermieter freundlich.
- Kin'ers, das ist JAHRZEHNTE her!

Außerdem glaube ich nicht, dass es wirklich so viel besser war:
Der Mensch neigt dazu, in Erinnerung das auszublenden, was er als allzu negativ, ja geradezu traumatisch empfand.
Der Fachbegriff dafür ist "Konzept der Verdrängung", von Freud geprägt.
Der gute Sigmund wird den meisten von euch ja ein Begriff sein.
Demnach unterzieht unser Gehirn schmerzliche Erinnerungen einer Zensur, um unser Selbstkonzept zu schützen und Angst zu reduzieren.

An dieser Stelle könnte man auch Mark Twain anführen, der einst sagte:
"Nicht die Anzahl der Dinge, an die ich mich erinnere, ist erstaunlich, sondern die Anzahl der Dinge, die gar nicht so waren, wie ich sie erinnere."
Forscher haben nachgewiesen, dass Dinge, die wir oft erzählen, uns durch die Vertrautheit (haben wir oft erzählt, oft gehört) realer vorkommen. Also einfach oft genug von der tollen Wohnung erzählen und wie einfach es war, sie zu finden und irgendwann glaubt ihr euch dann selbst.

Fakt ist jedoch:
Noch immer bekomme ich haufenweise Zuschriften von Leuten, die keine Wohnung finden. Und dabei handelt es sich nicht mehrheitlich um "Menschen aus dem sozialen Abseits", die "sowieso Schwierigkeiten haben, etwas auf die Reihe zu bekommen" (Danke an dieser Stelle dem Makler, der mir dieses tolle Zitat geliefert hat).
Diejenigen, die mir schreiben, sind Menschen mit Jobs, mit und ohne Kinder, mal mit, mal ohne Haustiere. Also Menschen wie du und ich.
Sie suchen verzweifelt nach Wohnraum. Sind bereit, dafür horrende Preise zu zahlen und beinahe unzumutbare Sanierungszustände zu akzeptieren.
Kaufen ist für die meisten auch keine Option: Es ist schlichtweg zu teuer.

(Und dabei gilt Freiburg für Immobilieninvestoren als mit durchschnittlich 25% überbewertet: http://www.immobilien-zeitung.de/122749/statistik-spricht-fuer-oberhausen -> die abartigen Kaufpreise scheinen dennoch keinen Investor abzuhalten...für Otto Normalbürger dennoch unerschwinglich)

Leider hat sich auch durch den Wechsel an der Spitze der Freiburger Politik vor einigen Jahren nichts an der Wohnungssituation geändert. Mit einem Verweis darauf, dass Wohnungsbauprojekte langatmig seien und es einiger Jahre bedürfe, bis sich etwas ändere, sollten wir uns nicht mehr abspeisen lassen.
Wir sollten aufhören, den Makler Puderzucker in den Allerwertesten zu pusten und endlich anfangen, unseren Unmut offen zu äußern.
Keine Dienstleistungsbranche der Welt kann es sich leisten, konstant kritisiert zu werden. Wenn wir unsere Stimme erheben und lauter kritisieren, wird man uns hören. Lasst euch einfach nichts mehr gefallen!
Sammelbesichtigungstermin: ABLEHNEN (der will 2,38 Monatsmieten von euch. Da kann man ja wohl erwarten, dass er sich ne Viertelstunde exklusiv für euch Zeit nimmt und euch die Wohnung persönlich zeigt!)
Den Makler telefonisch nicht erreichen und binnen eines Tages keinen Rückruf erhalten: EINMAL OK, ZWEIMAL UNENTSCHULDBAR! (Sorry, Makler, aber von euch gibt es zu viele, als dass ich dir deswegen hinterher rennen würde. Macht man bei Typen ja auch nicht! Mädels, wo ist euer Stolz?)
Genau dasselbe bei E-Mails, auf die man keine Antwort erhält!

Und noch was: Das Internet bietet hervorragende Möglichkeiten, auch negative Kritik zu üben und schlechte Erfahrungen zu teilen (siehe diesen Blog).
Habe dafür eine neue Kategorie in diesen Blog eingefügt: Makler-Rating.
Gute Erfahrungen mit einem Makler gemacht? Selbstverständlich soll das auch geteilt werden!
Lasst uns in Freiburg's Maklerszene aufräumen und der ganzen Branche wieder einen Touch Menschlichkeit verpassen.

Ich freue mich sehr auf eure Kommentare!